Was passiert, wenn man Kinder allein lässt? „Sie beginnen innerhalb kurzer Zeit miteinander zu spielen“, sagt Elisabeth Asanger, Referentin beim katholischen Familienverband Oberösterreich und selbstständige psychosoziale Beraterin in Perg. Während Spielen für Erwachsene vor allem ein unterhaltsamer Zeitvertreib sei, sei es für Kinder die wichtigste Beschäftigung überhaupt. „Es ist ein Grundbedürfnis und für die kindliche Entwicklung so wichtig wie Schlafen, Essen und Trinken“, sagt Asanger. Warum Eltern freies Spielen abseits von Handy und Computer unbedingt fördern sollten, erklärt die Expertin im Interview.
OÖN: Frau Asanger, warum spielen Kinder, aber auch viele Erwachsene so gern?
Elisabeth Asanger: Weil Spielen entspannt und entstresst. Man ist dabei im Hier und Jetzt und vergisst dadurch Sorgen und Probleme des Alltags. Außerdem spielt man in der Regel mit anderen und hat Spaß dabei. Auch das macht uns Menschen glücklich, weil wir soziale Wesen sind.
Warum ist das Spielen für die Entwicklung von Kindern so wichtig?
Kinder brauchen das Spiel, weil sie dabei mit allen Sinnen die Welt kennenlernen und durch die Interaktion mit anderen üben, wie man mit anderen Menschen umgeht. Kinder, die eigene Erfahrungen im freien Spiel sammeln können, haben es später erwiesenermaßen leichter im Leben. Sie können sich besser konzentrieren, haben mehr Spaß beim Lernen und sind auch körperlich geschickter.
Was passiert im Kopf, wenn Kinder spielen?
Beim Spielen setzt der Körper Botenstoffe wie Katecholamine und körpereigene Opiate frei, die zum einen das Wohlbefinden fördern und entspannend wirken, zum anderen aber auch die Synapsenbildung im Gehirn anregen. Dadurch wird wiederum die Kreativität der Kinder gefördert. Spielen ist die beste Aktivität für Kinder, denn es ist Herausforderung und Spaß zugleich.
Von welcher Art des Spiels profitieren Kinder am meisten?
Man sollte Kindern nicht vorschreiben, was sie spielen sollten. Denn die Interessen sind ganz unterschiedlich. Grundsätzlich profitieren sie von jeder Art des Spiels. Die einen toben sich gern aus und bewegen sich viel, andere bevorzugen ruhige Spiele oder musizieren gern. Alles ist okay. Wir können Kinder aber natürlich fördern, indem wir beispielsweise mit ihnen Neues entdecken und sie zu kleinen Abenteuern animieren. Für ganz kleine Kinder ist es beispielsweise auch schon eine kleine Entdeckungsreise, wenn man mit ihnen ein Stück Brot genau inspiziert, indem man sie daran riechen und seine Konsistenz fühlen lässt. Zum Schluss wird es genussvoll verspeist.
Wieviel Zeit sollten Kinder mit Spielen verbringen?
Auch das ist individuell unterschiedlich, dafür gibt es kein vorgegebenes Maß. Zwischendurch kann Kindern ruhig auch mal fad sein. Denn Langeweile macht kreativ und erfinderisch. So lernen Kinder, sich selbst zu beschäftigen. Eltern sollten sich daher nicht stressen, sie müssen ihre Sprösslinge nicht ständig bespaßen. Wichtig ist, dass sie regelmäßig Qualitätszeit mit ihren Kindern einplanen, in der sie mit ihnen spielen und Spaß haben.
Sollten Eltern ihren Kindern Handy und Computer verbieten?
Nein, das muss gar nicht sein. Aber man sollte klare Regeln aufstellen, wann und wie lang die Kinder sich damit beschäftigen dürfen.