Warum Streiten für Paare ein gutes Zeichen ist

In der Hektik des Alltags kommen Beziehungen oft unter die Räder. Was kann man tun, damit die Liebe bleibt?, fragten wir eine Expertin aus Perg.

„Wir pflegen alles Mögliche: die Haut, das Auto, den Garten, aber um Beziehungen kümmern wir uns viel weniger“, sagt Elisabeth Asanger. Scheinbar bedeutende Verbindungen zwischen Partnern zerbrechen, wenn diese nichts dafür tun, gemeinsam zu wachsen, sagt die Lebens- und Sozialberaterin aus Perg: „Beziehung ist ein Prozess, es kommt ständig zu Veränderungen – genauso nehmen der Alltag, wöchentliche Kinder, Sorgen im Job… Stress ist vielfältig. Dem spüren Paare, die keine Kinder haben, genauso wie jene mit Kindern.“

Ihr Rezept, um sich nicht zu verlieren? Asanger nennt immer wieder den Begriff „bewusste Paarzeit“. „Wie schaut es mit einer Platz im Leben aus? Habe ich das Bewusstsein für den Partner, die Partnerin? Mir ist klar, dass das oft nicht leicht ist. Es ist einfach, sich abzulenken. Doch das ist ein Zeichen von Prioritäten. Wenn es uns nicht möglich ist, eine halbe Stunde oder eine Viertelstunde ohne Störfaktor zusammen zu sein: Es geht um ein Aufeinander-Zugehen. Ganz bewusst, genauso wie ich entscheide, wem ich Aufmerksamkeit schenke, wo der Partner steht, ob und wie mir wichtig ist“, betont die 54-Jährige, die auch die Bedeutung von kleinen Begegnungen, Berührungen, Zärtlichkeit und Intimität hervorhebt.

„Vielen fällt es auch schwer, die Dinge konkret anzusprechen – auch das ist eine Haltung, die man schaffen kann.“ Dabei hilft das sogenannte Paar-Postkasten: Wer etwas loswerden will, wirft einfach eine kleine Notiz dort ein. Der Wunsch nach mehr Paarzeit, handschriftliche Botschaften auf Papier gebunden und ins gemeinsame Sichtfeld gebracht – das sei nicht kitschig, sondern hilfreich. „Es geht um Achtsamkeit, dass ich etwas bemerke – und dass ich mich traue, das anzusprechen.“ So bleibt die Lebens- und Sozialberaterin das Thema Konflikte innerhalb einer Beziehung: „Es ist wichtig, streiten zu können“, sagt sie. Grenzen seien hier besonders wichtig – es ist besser, zu unterbrechen, wenn man in der Emotion ist. Da wird schnell etwas gesagt, das man vielleicht nicht sagen möchte, das sehr verletzend und kränkend sind. „Und was ist mit denen, die von sich behaupten, dass sie gar nie streiten? Ich sage: Auch das ist nicht ideal. Denn wenn man hin und wieder einmal streitet, heißt das, dass man sich auseinandersetzt. Der Partner wünscht sich mehr Aufmerksamkeit oder ist anderer Meinung hat…“, Asanger sieht in positiver Beziehungskultur kein „Friede-Freude-Eierkuchen“, sondern lebendig sein, reif sein. „Beziehung kann wachsen, wenn sie sich gemeinsam etwas herbeiziehen. Dank ist die Luft wieder rein.“