Die psychosoziale Beraterin und Supervisorin Elisabeth Asanger erklärt, wie man erkennt, dass man gefährdet ist, und wie man Stressfaktoren ausschalten kann.
Sommer, Sonne und Urlaub sind längst vorüber, die Herausforderungen des Alltags haben wieder die Oberhand gewonnen. Solange der Stress bewältigbar bleibt und sich dank kleiner Auszeiten nicht negativ auf das Gemüt auswirkt, ist das kein Problem. „Doch wenn berufliche und private Stressfaktoren zusammenkommen und man aus der Negativspirale nicht mehr herausfindet, ist Vorsicht geboten“, warnt Elisabeth Asanger, psychosoziale Beraterin und Supervisorin aus Linz. Wenn die Gedanken nur noch um dieselben Themen kreisen, man sich schlecht konzentrieren könne, kein Interesse mehr habe, Kontakte zu pflegen und nicht mehr schlafen könne, sei ein Burnout nicht mehr weit. „Dann ist es höchste Zeit, sich Hilfe zu holen.“
Damit es gar nicht erst soweit komme, sei es wichtig, Stressfaktoren im Alltag rechtzeitig zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken. Oft würden die Wurzeln einer Überforderung in negativen Gedankenmustern in der Kindheit liegen. „Die Phrasen ‚Streng dich an‘, ‚Beeil dich‘, ‚Mach es allen recht‘ sind im Kopf verankert und beeinflussen viele unterbewusst auch im Erwachsenenalter massiv“, sagt Asanger. Um diese belastenden Abläufe im Kopf zu durchbrechen, sei es wichtig, die eigenen Einstellungen zu hinterfragen.
Energieräuber verbannen
Außerdem sollte man sich auf die Suche nach Energieräubern machen, die einem das Leben unnötig schwer machen, und sie aus dem Leben verbannen. „Dazu zählen beispielsweise Menschen, die immer nur das Negative sehen, aber auch digitaler Stress und Schlafmangel“, sagt die Expertin. Im nächsten Schritt empfiehlt Asanger, sich zu überlegen, wie man Veränderungen im Alltag herbeiführen könne. Dazu sei es unter anderem wichtig, zu lernen, „Nein“ zu sagen. „Wer das tut, nimmt sich und seine Bedürfnisse ernst, lässt sich nicht ausnützen und verschafft sich Respekt – lauter gute Gründe, um sich manchmal zu erlauben, ,Nein‘ zu sagen“, so die psychosoziale Beraterin.
Sorgen ansprechen & Stärken erkennen
Was vielen schwerfalle, sei außerdem, über die eigenen Sorgen und Ängste zu sprechen und sich Hilfe zu suchen. Das seien jedoch zwei wichtige Punkte, um einen psychischen Zusammenbruch zu verhindern. „Oft ist Burnout-gefährdeten Menschen auch nicht klar, welche Stärken sie haben, sie orientieren sich meist eher an ihren Schwächen“, so Asanger. Mit folgenden Fragen, die man sich selbst stellen sollte, kann man sich seine Stärken bewusst machen: Welche Eigenschaften würden Freunde loben? Was kann ich besonders gut? In welchen Bereichen habe ich viel Erfahrung?
Hobbys, Freunde, kleine Pausen
Hilfreich ist es zudem, sich jeden Tag kleine Pausen zum Energietanken zu erlauben, in denen man beispielsweise in Ruhe Kaffee trinkt, die Zeitung liest oder einen Spaziergang macht. „Freunde sind natürlich wunderbare Energiequellen, daher sollte man regelmäßig Zeit mit ihnen einplanen“, rät Asanger. Auch Hobbys seien eine gute Möglichkeit, um die Laune zu heben und Alltagsstress abzubauen.